Über die neuesten Entwicklungen, Vorschriften und bewährten Praktiken im Bereich fließfähiger Verfüllbaustoffe informierten Experten aus der Baustoffforschung und -wirtschaft zum Auftakt der Veranstaltungsreihe IAB-TAGE »BAUSTOFFE« am 25. Januar 2024 in Weimar. Zum Vortragsprogramm gehörte auch eine Live-Vorführung auf dem IAB-Gelände.

Bild Institutsdirektor im Seminarbereich der IAB Weimar gGmbH

Auftakt der Veranstaltungsreihe IAB-TAGE »Baustoffe« in Weimar

Erste IAB-Tage „Baustoffe“ fanden in Weimar statt

Ressourcenschonung und CO2-Einsparung durch Flüssigböden

Am 25. Januar 2024 trafen sich erstmals Experten aus der Baustoffforschung und -wirtschaft unter dem Veranstaltungsnamen „IAB-Tage Baustoffe“ am Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) in Weimar. Institutsdirektor Robert Fetter begrüßte die Veranstaltungsteilnehmer und hob dabei die große Kompetenzdichte im Bereich der Baustoffforschung innerhalb Weimars hervor. „Der Impulsvortrag zur Geschichte des Baustoffrecyclings hat deutlich gezeigt, dass sich Wiederverwertung von Baustoffen schon in der Steinzeit und im Mittelalter finden lässt, wir aber auch heute noch von einem wirklichen Stoffkreislauf in der Baubranche weit entfernt sind“, so Steffen Schiecke, Leiter des verantwortlichen Forschungsbereiches am IAB.

Bild Fachpublikum im Seminarbereich der IAB Weimar gGmbH

Interessiertes Fachpublikum aus der Baustoffwissenschaft und -wirtschaft

Einsatz fließfähiger Verfüllstoffe

Einer von vielen verschiedenen Ansätzen könnte dabei der Einsatz fließfähiger Verfüllstoffe – einfach gesagt Flüssigböden – sein, welche aus Bodenaushüben gewonnen werden können. Dieses Thema zog sich wie ein roter Faden durch die diesjährige Veranstaltung. In den Tagungsvorträgen wurde dabei nicht nur auf gesetzliche Bestimmungen und Qualitätsanforderungen für einen solchen ressourcenschonenden Einsatz eingegangen, sondern auch Anwendungsbeispiele vorgestellt. „Eine praktische Einsatzmöglichkeit findet sich beispielsweise beim Leitungsbau zur Verfüllung von Rohrgräben“, erklärt Steffen Schiecke. Da diese Flüssigböden fließfähig und selbstverdichtend sind, entfallen auf den Baustellen Schwingungen und Lärm, da keine Rüttelplatte mehr zum Einsatz kommen muss. Zusätzlich sinkt das Risiko für Havarien, weil Rohre in diese fließfähigen Verfüllmaterialien gut eingebettet werden können. Der Einsatz der mit Zusätzen wie Zement und Tonen aufbereiteten Böden kann dabei außerdem sowohl die Kosten als auch die Bauzeit reduzieren, da anfallender Erdaushub direkt vor Ort behandelt und wieder zum Verfüllen verwendet wird. Dadurch entfallen zahlreiche An- und Abtransporte, was zusätzlich große Mengen Kohlendioxid einspart. Wie das alles in der Praxis funktioniert, konnten die Tagungsteilnehmer bei einer Vorführung auf dem IAB Gelände direkt vor Ort miterleben.

Bild Hof und Parkplatz der IAB Weimar gGmbH mit Live-Vorführung

Live-Vorführung zum Einsatz von Flüssigböden

Erstellung individueller Rezepturen am IAB

Das IAB Weimar bietet die Möglichkeit, anhand der Analyse von eingereichten Bodenproben für jede Baustelle eine individuelle Rezeptur für den Flüssigboden zu erstellen. Dabei werden neben der Bodenbeschaffenheit auch bestimmte Anforderungen wie die erforderliche Druck- oder Tragfestigkeit einbezogen. „Während der Tagung wurde deutlich, dass Flüssigböden neben dem Recyclingaspekt viele weitere positive Effekte haben“, sagt der Forschungsbereichsleiter. Umso mehr bedauere er, dass diese Möglichkeit in Thüringen noch relativ unbekannt ist: „Andere Bundesländer sind uns da schon weit voraus. Aber ich sehe auch für Thüringen im Einsatz von Flüssigböden eine große Chance, auch wenn die Bodengegebenheiten nicht immer so einfach sind, wie beispielsweise bei reinen Sandböden.“

06.02.2024